> mimosen |
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> einleitung |
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‚Mimosen’ ist eine Inszenierung im öffentlichen Raum. Im Strassenraum lässt sich eine alltägliche Choreografie der menschlichen Sozialisierung beobachten. Die Menschen auf der Strasse sind meist in Bewegung, sie verfolgen ein individuelles Ziel. Dabei teilen sie sich den Strassenraum mit anderen. Um den Fluss der Bewegungen nicht aufzuhalten, müssen Kompromisse in der Wegführung eingegangen werden. Würden alle auf ihrem direkten Weg bestehen, käme es unweigerlich zu Kollisionen und in der Folge zu Stauungen und Blockaden. Diese Ausweichmanöver finden stillschweigend statt und basieren darauf, dass die beiden aufeinandertreffenden Individuen anhand feiner Bewegungsmuster erkennen, wie ein konfliktfreies Passieren möglich ist und wer wem den Vortritt gewährt. Berührungen werden dabei möglichst vermieden. Deshalb kann der Bewegungsfluss auf der Strasse sehr einfach beeinflusst werden, indem ein Individuum sich nicht an diese Konvention hält, nicht ausweicht, ein Hindernis bildet und sein Gegenüber dadurch zwingt, verstärkt auszuweichen. ‚Mimosen’ nützt diese Mechanismen als Inszenierungsmittel im öffentlichen Raum. Physische Nähe zu fremden Menschen erzeugt Unbehagen. Deutlich wurde dies in der Performance ‚Imponderabilia’ von Marina Abramovic und Ulay aufgezeigt, als sich Galeriebesucher zwischen den beiden nackten Künstlern hindurchzwängen mussten, um in die Galerie zu gelangen. Die erzwungene Intimität wurde dabei zum erheblichen Stressfaktor für die Besucher und eine Konfrontation unausweichbar [1]. Damit solche emotionsgeladenen Situationen nicht entstehen, herrscht im öffentlichen Raum die ungeschriebene Regel, dass physischer Kontakt mit fremden Menschen zu vermeiden ist. Eine Grunddistanz zum nächsten Individuum soll eingehalten werden. Wie gross diese Distanz zu sein hat, ist nicht nur von kulturellen Prägungen und persönlichen Vorlieben abhängig sondern vor allem auch vom Kontext, in dem eine Begegnung stattfindet. Je nach dem, wieviel Raum insgesamt zu Verfügung steht und wieviele Personen sich darin aufhalten, wird stillschweigend und intuitiv ein Mindestabstand ermittelt. In öffentlichen Verkehrsmitteln ist eine Nähe toleriert, die auf offener Strasse bedrohlich wirken würde. Abhängig von der Situation wird also der Raumanspruch des Einzelnen abgeschätzt, eine unsichtbare Grenze gezogen und in der Folge auch verteidigt. Wird diese persönliche Grenze überschritten und der Raumanspruch nicht respektiert, provoziert dies, es irritiert und löst Aggressionen aus. Da die individuelle Einschätzung des eigenen Raumanspruches von der persönlichen Empfindlichkeit wesentlich beeinflusst wird, sind Konflikte vorprogrammiert. ‚Mimosen’ demonstriert diesen Mechanismus und setzt ihn in Szene. Es manifestiert den persönlich gesetzen Raumanspruch, verteidigt diesen kompromisslos und wird so zum Störfaktor im System. |
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mz 2007 |